Pressemitteilung vom 4. Mai 2022 

Tribute to Heddy Honigmann & Fokus: WundeR

Das 11. Bildrausch – Filmfest Basel ehrt die niederländisch-peruanische Filmemacherin Heddy Honigmann mit einem Tribute. Zu sehen sind vier ihrer filmischen Meilensteine aus den Jahren 1988 bis 1999. Um Wunden und Wunder der menschlichen Existenz geht es im Fokus WUNDER. Das Festival findet vom 22. bis 26. Juni als Präsenzfestival statt. Als neue Spielorte sind die Kaserne Basel und der Gare du Nord mit dabei. Einzelne Filme werden online für 48 Stunden und barrierefrei verfügbar sein. Das Programm verantwortet erstmals Susanne Guggenberger. 

 

Die neue künstlerische Leiterin sagt: «Ich möchte mit dem Programm auf den gegenwärtigen Moment fokussieren. Was machen die Filme mit uns? Was berühren sie? Die Welt ausserhalb des Kinos und innerhalb Europas ist erschüttert. Über Filme Gemeinsamkeiten während des Festivals vor Ort zu erkunden, schafft neue Möglichkeiten in uns. Und die brauchen wir dringend. Im Fokus WundeR und in den Werken von Heddy Honigmann liegen Abgründe und die Hingabe ans Leben eng beieinander. Mich faszinieren diese Strömungen, die dadurch sichtbar werden, weil wir einzelne Filme miteinander in Beziehung treten lassen. Ich freue mich, dass wir neue Spielstätten für das je passende Programm gewinnen konnten und einige Filme in barrierefreien Fassungen anbieten werden.»

 

Bildrausch-Tribute an Heddy Honigmann

Die Filmemacherin Heddy Honigmann hat Generationen von Dokumentarfilmer:innen geprägt. Die 70-Jährige zählt zu den Grossen des niederländischen Kinos und steht für ein humanistisches Filmschaffen, das sich um die Kraft der Erinnerung und den unbedingten Willen zu leben dreht. Das Bildrausch-Tribute umfasst mit je zwei Spiel- und Dokumentarfilmen vier Schlüsselwerke aus den Jahren 1988 bis 1999. Sie spannen den Bogen von einer leidenschaftlichen Affäre in Amsterdam über das Schicksal eines alternden holländischen Paares in Neuschottland bis hin zu widerständigen Taxifahrern in Lima und den UN-Friedenstruppen auf den Kriegsschauplätzen dieser Welt. Nachdem Heddy Honigmann schwer erkrankt ist, werden ihre Produzent:innen Suzanne van Voorst und Pieter van Huystee anwesend sein.

 

Tot Ziens (Goodbye), Fiction, Niederlande 1995 
«Ein Mann kann zwei Frauen lieben, aber er kann nicht zwei Frauen haben», heisst es im Film. Tatsächlich ist die Amour fou zwischen Laura und dem verheiraten Jan nicht von Dauer. Doch wirkt ihr Glühen noch lange nach. Tot Ziens ist eine Nahaufnahme der Leidenschaft.

 

Hersenschimmen (Mindshadows), Fiction, Niederlande 1988
Maarten und Vera Klein leben in der Abgeschiedenheit der kanadischen Provinz. Das Meer ist grau, der Schnee wirbelt ums Haus. Es hat begonnen. Ganze Sätze gehen vergessen, die Orientierung schwindet. Eine faszinierende Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer bedrohlichen Diagnose.


Metal and Melancholy, Dokumentarfilm, Niederlande 1994
Peru, frühe 1990er. Inflation, Korruption und der Terrorismus des leuchtenden Pfads rütteln an den Grundfesten des Staates. Wer kann, verdient sich in Lima mit Taxifahrten im eigenen Auto etwas dazu. Das kollektive Porträt einer entzauberten Mittelschicht: «Das Leben ist hart, aber schön.»

 

Crazy, Dokumentarfilm, Niederlande, 1999
Ein Krieg ist niemals vorbei. Aus Erzählungen der niederländischen UN-Friedenstruppen über das Trauma des Blutvergiessens in Korea, Ruanda oder auf dem Balkan, aus Fotoalben, Briefen und musikalischen Erinnerungen entsteht ein eindringliches Manifest des Pazifismus. 

 

Fokus: WUNDER

Im Fokus WUNDER geht es um ungeahnte Widerstandskräfte. Die Filme Gentle, Geographies of Solitude, Hot in Day, Cold at Night und Republic of Silence könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch teilen sie eine tiefe Hingabe an das Leben. Wunder passieren, selbst am Rande des Abgrunds.

 

Hot in Day, Cold at Night, von Park Song-yeol, Südkorea 2022
Young-tae und Jeong-hee sind zwar gut ausgebildet, finden aber trotzdem keinen festen Job. Als  Rabattmarken und Kreditkarten den finanziellen Abgrund nicht mehr überbrücken und die Integrität des Paares erodiert, stellt sich knochentrocken die Frage: Kommt erst das Fressen, dann die Moral?  

 

Gentle von Anna Eszter Nemes, László Csuja, Ungarn, Deutschland 2021
Kalorienzählen, Doping und eine Zweckbeziehung: Für den höchsten Titel im Bodybuilding ist Edina kein Opfer zu gross. Doch unter der glänzenden, athletischen Oberfläche ihres gepanzerten Körpers regt sich das Bedürfnis nach Zärtlichkeit. Unkonventionell, naturalistisch und stark.

 

Geographies of Solitude von Jacquelyn Mills, Kanada 2022
Mitten im Atlantik liegt ein Paradies, wo wilde Pferde über sandige Dünen galoppieren. Seit über 40 Jahren lebt und arbeitet Zoe Lucas auf Sable Island in völligem Einklang mit der Natur, unterbrochen einzig vom angeschwemmten Plastikmüll. Das grobkörnige Porträt eines fernen Sehnsuchtsorts.

 

Republic of Silence von Diana El Jeiroudi, Syrien, Deutschland, Katar, Frankreich 2021
Mit sieben bekam Diana El Jeiroudi ihre erste Kamera. Seitdem filmt sie ohne Unterbruch. In Damaskus hielt sie fest, wie die Stadt ihrer Kindheit im Krieg versank, im Berliner Exil kommt sie zur Ruhe. Ihre Perspektive ist so persönlich wie politisch – still, aber niemals stumm. Kann Kino Leben retten? 

 

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