Basel, 14. Oktober 2020

Ein Manifest für das Kino

Der thailändische Regisseur und Auteur Apichatpong Weerasethakul nutzt die gegenwärtige Entschleunigung, um über die Zukunft des Kinos nachzudenken.

Der thailändische Regisseur und Auteur Apichatpong Weerasethakul – Träger des Bildrausch-Rings der Filmkunst 2016 für Cemetery of Splendor — nutzt die gegenwärtige Entschleunigung, um über die Zukunft des Kinos nachzudenken. In einer so poetischen wie radikalen Utopie eines Kinos des Jetzt träumt er davon, dass die temporäre Kinopause uns alle zu einem langsameren, geduldigeren und sinnlicheren Filmgenuss inspiriert, denn «wenn die Zukunft unsicher ist, wird das Jetzt kostbar».

Die Tage, die der Meister des Slow Cinema derzeit in seinem Haus in Chiang Mai verbringt, gleichen sich. Doch wächst im pandemiebedingten Stillstand etwas Neues heran: Apichatpong erträumt sich eines Morgens das Drehbuch zu einem Covid-19 Cinema Manifesto, das ein freies Kino «ohne Geschichten, ohne Kamerabewegung, ohne Schnitt, ohne Musik, Nichts» fordert. In der Folge ereignet sich eine eigentliche Kulturrevolution, etabliert sich eine Vorherrschaft des Slow Cinema. Bisher «unbekannte » Filmschaffende wie Béla Tarr, Tsai Ming-Liang, Lucrecia Martel, Pedro Costa und nicht zuletzt Apichatpong Weerasethakul werden reich, leisten sich  neue Sonnenbrillen und Heerscharen von Security Guards. Die Vision kumuliert in einem «Filmfestival des Nichts», das erst eine klandestine Gegenbewegung auslöst und schliesslich die Wiedergeburt des Kinos bewirkt.  

 

Apichatpong Weereasethakuls offener Brief «The Cinema of Now» wurde während dem Lockdown im niederländischen Filmmagazin De Filmkrant in Englisch veröffentlicht.
 

Sein neuer Film Memoria, in dem Tilda Swinton zu sehen sein wird, wartet derzeit auf seine erste Begegnung mit dem Publikum.

 

 

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