Filmbild
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Padillas Klangkunst in Lutz’ Zeichen-Universum

Klaus Lutz

Schweiz 1991. 50 Min.
Farbe. 16mm. Ohne Dialog

Mit Liveperformance von Abril Padilla und einem Gespräch mit Frank Matter

Der St. Galler Künstler, Radierer und Denker Klaus Lutz (1940–2009) hat mit seinen collageartigen Tricktechnik-Filmen ein unvergleichliches Werk geschaffen. Tief bewegt von der Poesie und Präzision seiner mit minimalen Mitteln geschaffenen Universen hat die Klangkünstlerin und Komponistin Abril Padilla sich entschieden, musikalisch auf die Filme zu reagieren. Bildrausch feiert nun die Uraufführung ihrer Kompositionen für Arabia 1 und 2, die im Stadtkino Basel gezeigt werden, und die beiden Ballonfilme Wanderlust (2001) und The Beauty of My Island (1999) auf der Bildrausch-Piazza.

Klaus Lutz begann sich bereits, als er Anfang der Siebzigerjahre noch als Primarlehrer in den Bündner Bergen unterrichtete, intensiv mit Zeichensystemen, chinesischen Ideogrammen und Hieroglyphen zu beschäftigen. Zur selben Zeit entdeckte er in Robert Walser einen wichtigen Seelenverwandten, dessen Geschichten er zu Beginn seiner Künstlerkarriere mit eigener Biografie verquickte und zeichnerisch umsetzte. Nach Stationen in Zürich und Genua kam Klaus Lutz 1993 dank einem Stipendium nach New York. Hier funktionierte er seine enge, kleine Wohnung an der 110 East 7th Street in Manhattan in ein Filmstudio um, in dem er fortan seine 16mm-Filme mittels ausgeklügelter, analoger Tricktechnik in Eigenregie, als Darsteller, Kameramann und Cutter realisierte. In seinen Filmen tritt Klaus Lutz selber als Schöpfer und Wanderer gleichsam in sein Universum aus fluiden Zeichen- und Planetensystemen ein. Er kreiert, transformiert, greift in die Weltenmechanik ein und durchwandert losgelöst schwerelos, einsam, aber frohgemut sein All – in dem sich irgendwo auch die Erde um ihre Achse dreht. Man erahnt in der in Overalls gekleideten Figur einen verletzlichen, begehrenden und feinsinnigen Menschen, der auf seine Weise auf die irdischen Geschehnisse reagiert. So nimmt Klaus Lutz in Arabia (1991) Bezug auf den damals tobenden Irakkrieg. Seine Doppelprojektion mit einem flachen Film auf die Leinwand (Arabia 1) und einem runden auf einen Ballon (Arabia 2) ist nach 25 Jahren erstmals wieder in der Schweiz zu sehen.

Abril Padillas Weg führte sie aus Buenos Aires über Paris nach Basel. Sie studierte Komposition am Pariser Konservatorium und vertiefte ihr Studium unter Erik Oña am Elektronischen Studio in Basel. Entdeckt hat die Komponistin Klaus Lutz dank der Filmdokumentation des Basler Filmemachers und Produzenten Frank Matter The Beauty of My Island – Shooting Klaus Lutz (1999). Sie bringt in einer Life-Performance verschiedenartigste Objekte zum Klingen und antwortet auf ihre Weise  auf das Universum von Klaus Lutz.  Beat Schneider

Der Nachlass von Klaus Lutz wird im Klaus-Lutz-Archiv und in der Kinemathek Le Bon Film in Basel aufbewahrt.

 
Arabia 1

Schweiz 1991
28 Min, Farbe, 16mm. Ohne Dialog
Regie/Buch: Klaus Lutz
Kamera: Klaus Lutz
Darsteller: Klaus Lutz
 

Arabia 2

Schweiz 1991
22.5 Min, Farbe, 16mm. Ohne Dialog
Regie/Buch: Klaus Lutz
Kamera: Klaus Lutz
Darsteller: Klaus Lutz

CREDITS

RegieKlaus Lutz
BuchKlaus Lutz
KameraKlaus Lutz
MitKlaus Lutz