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Kaleidoskop

Bill Morrison's Hypnotic Pictures

Das Filmprogramm ist als Kooperationsprojekt mit der VIDEOEX (Patrick Huber) entstanden.

 

Vorführung mit Taschenverlosung

Sie können gar nicht alt genug sein, die Bilder, denen Bill Morrison in seinen Arbeiten eine zweite ästhetische Existenz verleiht. Oft lassen die Filmstreifen, die er mit archäologischem Spürsinn in Archiven entdeckt, kaum noch erkennen, was sie einmal waren, welche Geschichten sie einst erzählten. Film, in den Augen von Morrison, ist ein Sog aus Material, Montage und Musik. Ist Poesie. Und ist Verfall. In seinen Werken spiegelt sich eine innige Beschäftigung mit dem Nitrozellulose- Film wider, die Bilder von atemberaubender Schönheit hervorbringt: Der ausgebildete Maler macht sich die natürliche Zersetzung von Original-Stummfilmen zunutze, die Hitze, Feuchtigkeit oder Schimmel in die Substanz eingeschrieben haben. Er kreiert Zeitlupen und Wiederholungen und inszeniert seine Werke oft parallel zur Musik, die mal Ausgangspunkt ist, mal Protagonist, nicht selten beides. Mehr noch: Die hypnotischen Stücke von Komponisten und Bands wie Yo La Tengo, Bill Frisell oder Lambchop werden im Spiel mit Morrisons virtuosen Bildwelten zu Initiatoren eines filmischen Erzählens, das sich an Widerständen reibt, nach Synergien sucht und seine sinnliche, surreale Kraft aus Kontrasten und Kollisionen bezieht.

 

Bildrausch zeigt einen Querschnitt durch dieses beachtliche OEuvre: Neben frühen Arbeiten wie Death Train (1994) oder The Film of Her (1996) über das Sehen und Vergehen stehenzarte Romanzen wie Light is Calling (2004) und The Ring (2021), die immer auch eine tiefe Liebe zum Kino selbst in sich tragen. Zudem finden Naturgewalten, Historie und Evolution Einzug in das Werk. Die Filme, die Morrisonaus den ausgedienten Bildern gewinnt, zeugen stets gleichzeitig von einer archaischen Wucht und einer starken Modernität. (pj)