In unserer schnelllebigen Zeit, in der sich die meisten Menschen überfordert fühlen und vor lauter Hektik kaum zum Luftholen kommen, lädt uns das Spielfilmdebüt von Lilith Kraxner und Milena Czernovsky dazu ein, das Tempo zu drosseln und eine einzigartige existenzialistische Ode an den Ennui und das Gewöhnliche zu erleben – beides essenzielle, aber allzu oft unterschätzte Aspekte, um die vielen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.
Lernen Sie Beatrix kennen, eine junge Frau, die ihre müßigen Sommertage allein in einem Haus verbringt, das nicht ihres zu sein scheint. Zumindest dem Achtzigerjahre-Dekor nach zu schließen, das eine weitere Interpretationsebene des Films eröffnet. Wir erfahren nicht viel über ihren Hintergrund oder was sie hierhergeführt hat. Manchmal bekommt sie Besuch, aber meistens wandert sie schweigend umher und verliert sich in Gedanken, die nie explizit werden, und in trivialen Handlungen, die den Film wie eine zeitgenössische Tanzperformance des Alltäglichen erscheinen lassen.
Dennoch verstehen wir, dass Beatrix an einem Scheideweg steht. Oder vielleicht übertragen wir, die Zuschauer:innen, unsere innere Zerrissenheit in ihren scheinbar so ruhigen Alltag. Der nicht-narrative Ansatz ermöglicht einen entwaffnenden Zugang zu einer rohen Darstellung weiblicher Intimität, bei der die Protagonistin die wunderschöne Komposition aus warmen, körnigen 16-mm-Bildern im 4:3-Format dominiert. Susana S. Rodrigues
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Milena Czernovsky & Lilith Kraxner
Milena Czernovsky, geboren 1993 in Österreich, studiert seit 2016 Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Bühne, Installation und Film. Lilith Kraxner, geboren 1995 in Österreich, lebt und arbeitet in Wien. Nach zweijähriger Ausbildung an der Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film in Wien studiert sie seit 2018 an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Klasse für Video und Videoinstallation.