Wer träumt nicht manchmal vom Verschwinden seiner selbst? Von der totalen Symbiose mit Fauna und Flora? In Zumiriki kehrt Oskar Alegría, inspiriert von den alten Super8-Aufnahmen seines Vaters, für mehrere Monate zurück an den einst magischen Ort jugendlicher Ausflüge und Tagträumereien: eine heute durch einen Staudamm halb überschwemme Insel inmitten eines Strom. Die kleine Hütte seiner Einsiedelei wird zur Camera Obscura, die die Geister der Bäume an die Wände malt.
Alegría, fünf Jahre lang künstlerischer Direktor des renommierten Dokumentarfilmfestivals Punto de Vista in Pamplona/Navarra, basque maudit und moderner Robinson Crusoe der Flussinselforschung, braucht kein «Zurück zur Natur»-Manifest. Vielmehr erscheint sein Rückzug als einzig mögliches Mittel, sich der sogenannten «Zivilisation» (wieder) anzunähern. Selten waren Konzept-Kunst und Kino so nah beieinander wie in Zumiriki, das Private und Intime in einem filmischen Essay so verdichtet, dass er nicht nur als Hommage an die untergehende Hirtenwelt der baskischen Pyrenäen gelesen werden kann, sondern auch humorvoll den ausgefuchsten Erfindungsreichtum des selbsternannten Einsiedlers kontempliert. Und in unmöglichen Träumen die verlorenen Erinnerungen wiederzufinden, ist ja wohl die Essenz des Kinos.