Ironisch, provokativ und liebevoll chaotisch, die Filme von Franco Marescosind – im besten Sinne des Wortes – schwer zu fassen. Wie kein anderer lauert der sizilianische Filmemacher den Charakteristiken und Befindlichkeiten seiner Landsleute auf, in dem er beharrlich nachfragt, insistiert und kommentiert, wo andere aus Angst oder Respekt längst zurückgewichen wären. 2014 entlarvte er auf seine humoristisch-subversive Weise das Phänomen Berlusconi.
Nun begibt er sich anlässlich des 25. Todestages der beiden von der Corleonesi-Mafia ermordeten Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino erneut auf die Strassen Palermos, um den aktuellen Gemütszustand der Stadt und seiner Bewohner zu testen. Zur Seite steht ihm hier die Fotografin Letizia Battaglia, die den blutigen Machtkampf der Cosa Nostra in den Siebzigern und Achtzigern in eindringlichen Bildern dokumentierte. Aber auch der dubiose Konzertveranstalter Ciccio Mira, der schon in Belluscone. Unastoriasiciliana zu Wort kam, ist wieder dabei. In einem exzentrischen Mix aus satirischer Dokumentation und künstlerischem Spiel schafft Maresco ein aberwitziges, faszinierendes Mosaik verflossener Ideale und hartnäckiger Illusionen. pj