Es ist ein schmerzliches Wiedersehen: Angeschossen und mit einer Tasche voll gestohlenem Geld flüchtet Ghodrat zu seinem alten Schulkameraden Seyed, der mittlerweile schwer heroinsüchtig ist und sich selbst kaum mehr zu helfen weiss. Auch die Frau, die er liebt, ist nur noch aus Mitleid bei ihm. In ihrer Ausweglosigkeit finden die Freunde langsam neuen Halt aneinander und versuchen wenn schon nicht ihr Leben, dann doch zumindest ihre Würde zu retten. Aber viel Zeit bleibt nicht, denn Ghodrat wird von der Polizei verfolgt. Ein Showdown bahnt sich an.
Selbst unter normalen Umständen wäre The Deer in die iranische Kinogeschichte eingegangen: Einerseits war Masoud Kimiais grosses sozialkritisches Noir-Drama aus der Zeit vor der islamischen Revolution mit den beiden Stars Behrouz Vossoughi und Faramarz Gharibian erstklassig besetzt. Andererseits durfte der Film aufgrund seiner Anti-Schah-Anspielungen ursprünglich nur in einer stark zensierten Fassung mit neuem Ende gezeigt werden – wie an jenem Abend im Augst 1978, an dem bei einem Brandanschlag im Cinema Rex in Abadan Hunderte Zuschauer:innen starben. Auch deshalb bleibt Kimiais intensives und fesselndes Werk bis heute in Erinnerung. Der unkonventionelle iranische Auteur Shahram Mokri hat ihm dafür in Careless Crime ein kühnes Denkmal gesetzt. pj