Das Schaffen des dominikanisch-mexikanischen Regiegespanns Laura Amelia Guzmán & Israel Cárdenas hat sich auf eine ziemlich unvorhersehbare Weise entwickelt: Von der flüchtigen, stark neorealistisch geprägten Poesie von Cochochi (2007) und Jean Gentil (2010) zu dem stilisiert-labyrinthischen Delirium ihres aktuellen Meisterwerks, La fiera y la fiesta. Man käme kaum darauf, dass auch dieses eine nonfiktionale Erdung hat: Der Filmschaffende, um dessen Bilder- wie Geisteswelt sich alles dreht, Jean-Louis Jorge, war ein Verwandter Guzmáns; viele seiner Weggefährten tauchen im Film auf; und zu sehen bekommt man auch einiges aus seinen Werken, allen voran La serpiente de la luna de los piratas (1973) und Mélodrame (1976). Geraldine Chaplin nun gibt eine Filmemacherin, die einem Freund einen Gefallen tun soll: Regie übernehmen bei einer Produktion, die auf Jorges letztem Buch basiert – und bald von einer Katastrophe in die nächste schlittert... La fiera y la fiesta ist etwas Ausserordentliches: Einerseits kann man sich gut treiben lassen in diesem campigen Kinorausch – andererseits, entsprechend gelesen, funktioniert er perfekt als filmhistorischer Essay, bei dem man viel über einen obskuren Auteur lernt. Das gabs so wirklich noch nie!
LA FIERA Y LA FIESTA
- Laura Amelia Guzmán Israel Cárdenas
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