WALDHEIMS WALZER

  • Ruth Beckermann

1986 wurde Kurt Waldheim zwar zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt. Im Zuge seiner Kandidatur aber entspann sich wegen seiner NS-Vergangenheit eine geschichtspolitische Debatte, die Waldheims Walzer nachzeichnet. Die Montage des Films, die Beckermanns eigene Aufnahmen und Fernseh-Footage verbindet, ist mitunter ironisch. Auf das Resümee eines US-Nachrichtenmoderators, nach Waldheims verfehlter Mehrheit im ersten Wahlgang gäbe es fünf weitere Wochen, um über die Vorwürfe an den Kandidaten nachzudenken, wird ins Bierzelt geschaltet. Da steht der patriarchal-diabolisch lächelnde Kandidat und dirigiert eine Blaskapelle. Im plumpen Rumtata steckt das Verdrängen und Beschweigen einer Zeit, die Waldheim in seiner Biografie ausgelassen hat; und in seinen Zügen ist die Anstrengung ablesbar, die das kostet. Seinen Höhepunkt hat der Film in einer Anhörung im US-Kongress. Waldheims Sohn Gerhard sitzt sichtlich unwohl und geduckt an einem Tisch und muss sich vom Demokraten Tom Lantos, einem in Ungarn geborenen Juden, der den Holocaust überlebt hat, die Leviten lesen lassen. Die Art und Weise, wie Lantos den scheinheiligen Variationen des «Nichts gewusst» die Wege versperrt durch eindringliches, leicht autoritäres Sprechen («This is not like a movie you choose not to see»), kann als Musterbeispiel für den Umgang mit rechts gelten.

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