Sein 54. Lebensjahr hindurch wollte Michael Glawogger einmal die Erde umkreisen, dabei ein Werk schaffen – von dem er nicht wusste, wie es aussehen würde. Anders als seine früheren, weltumspannenden Dokumentarfilme Megacities (1997), Workingman’s Death (2005) und Whores’ Glory (2011) sollte dieser kein Thema verfolgen. Themen lassen einen immer nur das sehen und hören, was man brauchen kann – so geht dem Kino unendlich viel verloren. Mit dem Projekt Untitled wollte er sich den Kontinenten und Völkern ausliefern, ein Werk aus dem Gefühl des Augenblicks heraus schaffen. Nach rund einem Drittel des Weges, am Ende des ersten Hauptreisestücks, Afrika, verstarb Michael Glawogger an den Folgen einer Malariainfektion.
Der einzige Mensch, der aus den bis dahin aufgenommenen Bildern und Tönen etwas in seinem Sinne Erregend-Bestürzend-Geistvoll-Würdiges würde schaffen können, war seine langjährige Schnittmeisterin und Vertraute Monika Willi. Mit Bildern u.a. kriegsverheerter Geisterstädte, stolzer Ringer, Diamantensucher, paarungswilder Esel und staubdurchtoster Müllhalden gestaltete sie ein Stück Lebens-Erfahrung – ein Film, der einen berührt, durchdringt, verwirrt, berauscht, bereichert.