Als Nam Chul-woo am Morgen in aller Früh das Haus verlässt, ahnt er noch nicht, dass am Abend nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Der nordkoreanische Fischer wirft sein Netz seit Jahren im Grenzgebiet zum Süden aus, doch an diesem Tag ist der Strom des Flusses gegen ihn. Als sich das Netz in der Motorschraube verklemmt, treibt er unaufhaltsam ab ins feindliche Gewässer und wird dort von den südkoreanischen Grenzposten prompt als vermeintlicher Spion verhaftet und einer erwartungsgemäss unsanften Befragung unterworfen. Je länger Nam sich den Fragen und Torturen der feindlichen Behörden stellen muss, wird ihm bewusst, dass, selbst wenn ihm die Heimkehr gelingen sollte, er am Ende als zerrissener Mensch aus der Grauzone zwischen Schein und Sein zurückkehren wird.
Dem gerne als Enfant Terrible des koreanischen Kinos gefeierten Kim Ki-duk ist mit The Net (Geumul) ein sanft wütender Spionagethriller gelungen, der in seinem Kern so schlicht ist wie prekär. Anders als in seinen bisherigen Arbeiten, die stets zwischen exzessiver Brutalität und stilisierter Ästhetik changierten, gibt sich der 56-jährige Provokateur diesmal überraschend bodenständig, wenn auch nur, um der inneren Pein seiner Bilder dadurch grösseren Raum zu schaffen.