COLO

  • Teresa Villaverde

Von der tiefen Erschöpfung, die das Verarmen und der Verlust von Perspektiven mit sich bringen, mithin vom Leben im von Wirtschaftskrisen geschüttelten (Süd-)Europa, erzählt Teresa Villaverde in ihrem klar strukturierten Film Colo. Dabei nutzt sie die leuchtenden Farben des portugiesischen Sommers zu kontrastierendem Effekt: Denn es mag die Sonne noch so sehr vom blauen Himmel strahlen, in den Gemütern der Protagonisten herrscht der Untergang. Der Vater ist arbeitslos, die Mutter findet sich mit ihren beiden Jobs am Rande ihrer Kräfte, und Teenager-Tochter Marta lässt sich ratlos treiben. Der unaufhaltsame soziale Abstieg dieser Mittelschichtskernfamilie – bald schon kann man sich die hübsche Wohnung, deren stilvolle Einrichtung vom vergangenen Wohlstand zeugt, nicht mehr leisten – setzt Zerfallsprozesse in Gang und ein allmähliches Versiegen von Sprache und Vertrauen.

Es ist eine zerstörerische Reduktion, die die 1966 in Lissabon geborene Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin – 1998 mit Os Mutantes international bekannt geworden – mit langen Takes, präziser Kadrage und genau getakteten Fahrten ästhetisch überhöht. In konzentrierter Ruhe schafft Villaverde eine filmische Struktur von grosser Schönheit – und macht darin einen die Persönlichkeit zerfressenden Mechanismus sichtbar.

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