Die Frage, an welchen Orten Nikolaus Geyrhalter die Bilder für seine über vier Jahre entstandene post-apokalyptische Studie Homo sapiens aufgenommen hat, liegt zwar auf der Hand, ist aber nicht wichtig. Wobei, bildgebende katastrophenverwüstete Landstriche wie die um Fukushima und Tschernobyl legen natürlich nahe, dass der 1972 in Wien geborene Dokumentarist die Überlebenschancen der Menschheit insgesamt eher gering einschätzt. Verlassene Siedlungen, Ruinen, Trümmer, obsolet gewordenes Gerät, absurde Anhäufungen von Gegenständen – allmählich kapitulierend im rückerobernden Griff eines unnachgiebig wuchernden Grün. In himmeloffenen Hallen schlagen Helikopter-Tauben mit den Flügeln; der Wind pfeift, das herumliegende Zeug antwortet mit Geklapper.
Wer will, sieht einen Horrorfilm, oder lauscht einer Erzählung über das verborgene, das eigentliche Leben der Dinge. Das fallweise narrative Funktionen übernehmende Sounddesign gestaltet Peter Kutin, den berauschend sicher rhythmisierten Schnitt besorgt Michael Palm. Für Konzept, Regie und Kamera zeichnet Geyrhalter verantwortlich, der mit Homo sapiens ein weiteres Beispiel jenes von lyrischer Kraft wie kritischer Analyse geprägten Kinos vorlegt, das er wie kein zweiter beherrscht.