Um den Vorfahren keine Schande zu machen, will der Vater, der seinen Tod kommen spürt, die Dinge geordnet hinterlassen. Also muss der Sohn sich eine Frau suchen und einen Erben zeugen, dann erst kann auch die Tochter heiraten. Das Problem ist nur, dass der Sohn geistig Kleinkind geblieben ist und keinerlei Vorstellung von der Bedeutung sowie den Traditionen des Zweigeschlechtlichen hat; während wiederum die Tochter sehnlichst darauf hofft, endlich ihren Verehrer heiraten zu dürfen. Doch ein ums andere Mal kehrt der minderbemittelte Sohn und Bruder alleine vom Heiratsmarkt zurück. Da fällt, auf der Suche nach einem Ausweg, der Blick des verzweifelten Vaters auf die Tochter. Doch das ist erst der Beginn der Eskalation.
Nach einigen Kurzfilmen legt die 1983 in Hanoi geborene und an der dortigen Academy for Theatre and Cinema zur Drehbuchautorin ausgebildete Bui Kim Quy mit The Inseminator (Nguoi Truyen Giong) (2013) ihr Spielfilmdebüt vor. Angesiedelt in einer entlegenen Bergregion, in der die mutterlose Familie isoliert ein ärmliches Dasein fristet, erzählt dieser bildstarke und sinnliche Film seine Geschichte vom Fluch der Sitten und Gebräuche zunächst mit den Mitteln des magischen Realismus. Und mündet dann so souverän wie umwerfend in malerisch wahnhaften, blanken Horror.