Es ist so still in den Gemälden von Edward Hopper – und so wenig los. Meist stehen oder sitzen da nur ein, zwei Menschen, tief in sich versunken, schweigend. Und doch sind die Gemälde randvoll mit Gefühlen und Gedanken. Keiner konnte Melancholie und Einsamkeit des modernen Menschen so malen wie Hopper. Weswegen seine Bilder in ihrer rätselhaften Bedeutsamkeit so einen Reiz ausüben. Was wird da wohl jeweils gedacht und gefühlt?
Gustav Deutsch, der 1952 in Wien geborene Künstler, Fotograf, Architekt, Video- und Experimentalfilmemacher, verantwortlich auch für die Found-Footage-Montagearbeiten Film ist…, macht überzeugende Vorschläge. Sein faszinierendes Einzelbild-Laufbild-Crossover Shirley –Visions of Reality erzählt anhand von 13 Gemälden Hoppers, entstanden in den Jahren 1931 bis 1965, die fiktive Biografie der amerikanischen Schauspielerin Shirley. Historische Tonaufnahmen zu Beginn setzen jedes der mit exquisiter Sorgsamkeit gestalteten Tableaux vivants in einen sozialen, politischen und/oder kulturellen Kontext. Der innere Monolog der Protagonistin charakterisiert sie als wache und engagierte Zeitgenossin. Doch während man auf jene Sekunde wartet, in der das Filmbild mit dem Vor-Bild zur Deckung kommt, laufen die Bild-Inhalte parallel. Und jedem Augenblick möchte man sagen: Verweile doch! Du bist so schön!