Die Väter sind abwesend, die Mütter verhärmt. Ihre testosterongesteuerten Söhne haben vor allem Unfug im Kopf. Und Schnaps. Und Mädchen, natürlich. Die sehen zwar sexy aus, sind aber zickig. Als Andzha seiner Freundin Simona einen Heiratsantrag macht, einen ziemlich kühlen allerdings, stösst sie mit ihrer Gegenfrage, ob er für sie sterben würde, auf Unverständnis. Romantik kommt keine auf. So wie die beiden einander nicht ansehen, so reden sie aneinander vorbei. Das gilt auch für alle anderen zwischenmenschlichen Beziehungen in Kolka Cool. Coolness in Kolka, das ist Coolness in der Provinz, in einem Fischerdorf nahe der baltischen Küste, in dem nichts los ist und die rebellischen Gesten der jungen Generation ins Leere laufen.
In seinem, nach einigen preisgekrönten Dokumentationen, zweiten Spielfilm beobachtet der 1959 in Lettland geborene Filmemacher und Produzent Juris Poskus Hänger beim Herumhängen. Er filmt den herrschenden Ennui und die allgemeine Öde nüchtern-lakonisch in Schwarz-Weiss, er zeigt, wie sich der Verlust traditioneller, familiärer und gesellschaftlicher Strukturen auf das Lebensgefühl auswirkt. Was früher Antwort geben konnte auf die Frage nach Sinn und Gestaltung der Existenz, hat seine Gültigkeit verloren. Sie treiben wie die Plastiktüten im Wind, die coolen jungen Leute von Kolka, sie können nicht anders.