Amiru ist Waise, haust in einer aufgelassenen Barkasse am Persischen Golf und lebt von Gelegenheitsarbeiten aller Art – er taucht nach Flaschen, putzt Schuhe, verkauft Wasser. Am liebsten aber sind ihm Botengänge. Aufträge, bei denen er laufen, die Stadt dabei durchkreuzen, sich verausgaben muss. Wobei er finanzielle Anreize nicht braucht, um aufzubrechen: Denn Amiru rennt auch, wenn es um nichts geht, einfach so, um zu spüren, wie frei er ist ...
Ein Film über Feuer und Eis. Im Hintergrund lodern immer wieder die Flammen der Ölraffinerien, auf dem Höhepunkt brennt im Vordergrund ein Feuer in einer Blechtrommel, dahinter sieht man Amiru, wie er mit einem Eisblock in den Armen darauf zuläuft. Diese Szene hat Filmgeschichte gemacht; sie steht für eine ganze Epoche des iranischen Kinos, dessen weltweite Rezeption. Diese Episode aus The Runner (die in einer ersten Schnittfassung schon ziemlich früh kam und nicht die finale Zuspitzung war, in der sich sämtliche Energieströme des Films entladen) vergisst sicherlich niemand, der dieses Werk je gesehen hat. Wenn die Extreme aufeinanderprallen: Das ist Amir Naderi. Er ist aber auch, und das darf man nicht übersehen: der Kartograf seiner Städte, Dokumentarist deren Alltagslebens, Ethnologe der Strassen und Gassen, ihrer Bewohner, deren Rituale wie (Über-)Lebensstrategien.