«Die Alpen» nennen zwei Männer und zwei Frauen ihr aussergewöhnliches Dienstleistungsunternehmen, das wie ein Geheimbund anmutet. Jenen, die einen anderen Menschen vermissen, bieten sie sich als Platzhalter an. Als Stellvertreter, der in nachgespielten Szenen den dauerhaft Abwesenden eher markiert denn spielt. Hölzern wirken die Ersatzhandlungen und wie schlechte Kopien diejenigen, die sie ausführen. Eigentlich wird der Verlust des Originals dadurch erst umso deutlicher, der Schmerz darüber umso spürbarer. Aber alle, die Dienstleister wie die Dienstnehmer, scheinen gefangen in einer, letztlich egozentrischen, Sehnsucht nach der Befriedigung eigener Bedürfnisse, die ehrlichen Kontakt, echte Wärme, wahre Zärtlichkeit unmöglich macht. Bis eine ausschert…
Alpeis ist ein nicht weniger rätselhafter und beklemmender Film als sein Vorgänger, Kynodontas, mit dem der 1973 geborene Yorgos Lanthimos 2009 einen der Schlüsselfilme des neuen griechischen Kinos vorlegte. Kynodontas schildert ein Isolationsexperiment – drei heranwachsende Geschwister werden von ihren Eltern in einer Villa mit Garten von der Welt ferngehalten –, das schliesslich horribel schiefgeht. Diesmal findet das Experiment mitten in der Gesellschaft statt, auch diesmal geht es schief: Der Versuch, Trost und Mitgefühl zu spenden, scheitert am Machtgefälle, das Männer und Frauen voneinander trennt. Scheitert an der Weigerung, die Toten loszulassen. Scheitert am Widerstand gegen Fortentwicklung.